L e p r a   u n d   ....   M e d i z i n


Einige Medikamente, die gegen Lepra verwendet werden
Einige Medikamente, die gegen Lepra verwendet werden

Die Lepra ist eine Infektionskrankheit der Haut und der peripheren Nerven, hervorgerufen durch das Mycobacterium leprae (M. leprae), das Ähnlichkeiten mit dem Erreger der Tuberkulose hat. Hat man sich infiziert, meist über das Nasensekret Leprakranker, wird das Immunsystem der meisten Menschen mit den Bakterien fertig, nur genetisch empfängliche Infizierte erkranken. Das Infektionsrisiko ist gering; Insekten spielen als Überträger von Leprabazillen keine Rolle. Im Tierreich gibt es die Lepra nur im neunbändigen Gürteltier, einem urtümlichen Säugetier, das im Süden der U.S.A. sowie in Mittel- und Lateinamerika beheimatet ist.

 

Welche Form der Lepra sich entwickelt, hängt vom Immunsystem der Infizierten ab. Bei funktionierender Immunabwehr entsteht die tuberkuloide (pauzibazilläre = bakterienarme) Lepra, auch als Fleckenlepra bezeichnet, bei mangelhafter Immunabwehr die lepromatöse (multibazilläre – bakterienreiche) Lepra, auch als Knotenlepra bezeichnet. Neben der Fleckenlepra und der Knotenlepra existieren Zwischenformen, die als Borderline-Lepra bezeichnet werden.

 

Die Lepra kann schon seit Jahrzehnten erfolgreich behandelt werden. Je nach Form der Lepra werden zwei oder drei Wirkstoffe kombiniert ("Multi Drug Therapy", MDT). Bis Anfang der 1980er Jahre wurden die Patienten nur mit Dapson(e) behandelt, oftmals in zu geringer Dosierung mit der Folge, dass die Leprabazillen zunehmend resistent wurden. Dieses Problem wurde gelöst, indem neue Wirkstoffe, vor allem Rifampicin, entwickelt und mit Dapson(e) kombiniert wurden.

 

D i e   L e p r a f o r m e n

 

  Nach Ridley/Jopling und WHO
Nach Ridley/Jopling und WHO

Die ersten Hautveränderungen der Lepra, oft diskret und uncharakteristisch, werden als indeterminierte Lepra (L. indeterminata) bezeichnet. Diese Form heilt meist von selbst aus, kann aber auch, je nach Abwehrlage, in eine tuberkuloide, seltener in eine lepromatöse oder eine Borderline-Lepra übergehen.

 

Die tuberkuloide Lepra (Fleckenlepra, L. tuberculoides) entsteht, wenn das Immunsystem die Bakterien einigermaßen in Schach halten kann. Im Vordergrund dieser Form stehen nicht die Hautveränderungen, sondern die Entzündung der Nerven, die so intensiv ist, dass es zu Gefühllosigkeit und Lähmungen kommt, häufig gefolgt von einer Fehlstellung und Deformierung der Extremitäten. Je schlechter die Immunabwehr ist, desto zahlreicher, intensiver und vielgestaltiger werden die Hautveränderungen der Borderline-Formen.

 

Die extreme Form der Lepra, die lepromatöse Lepra (Knotenlepra, L. lepromatosa), geht mit auffälligen Knoten an den kühleren Körperstellen einher. Wenn der Kopf besonders betroffen ist, entsteht das für die Knotenlepra typische „Löwengesicht“ (Facies leonina). Die Knoten entstellen die Kranken nicht nur, sondern behindern die Funktion der Hautnerven mit der Folge, dass Extremitäten gefühllos werden und die Patienten nicht mehr bemerken, dass sie sich verletzt haben. In diesen Wunden entwickeln sich unbemerkt Entzündungen durch andere, gefährliche Erreger. Das führt zum Verlust von Gliedmaßen, manchmal auch durch eine Blutvergiftung zum Tod. In fortgeschrittenen Stadien zerstören die Lepraknoten auch innere Organe und Knochen. Die Bilder schrecklich entstellter Leprakranker sind, obwohl selten geworden, im kollektiven Gedächtnis gespeichert und prägen noch immer unsere Vorstellung von der Lepra, auch wenn diese längst heilbar ist.

 

Text: GfL, 2020 überarbeitet von Friedrich A. Bahmer